Nepal: Besuch vom Dach der Welt im Goethe Gymnasium Bensheim

Prominenter Besuch vom Dach der Welt


Am Montag, den 05.12.22 hatte das Goethe-Gymnasium Bensheim Besuch von einer jungen Dame aus Nepal.


Sahin Pravin, die erst 24 Jahre alte Leiterin von Local Women's Handicrafts, einem insgesamt 72-köpfigen Non-Profit-Unternehmen zur Bildungsförderung von Mädchen und jungen Frauen in Nepal, schilderte vor Schülerinnen und Schülern von insgesamt 7 Klassen in packenden Geschichten die Lage von Frauen in Nepal und deren Schwierigkeiten in einer von alten Traditionen geprägten Gesellschaft.


In jeweils knapp einer Stunde erfuhren sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die begleitenden Lehrerinnen Sachverhalte und Zusammenhänge über das Leben in diesem Entwicklungsland, von denen sie noch nie gehört hatten und trotz der Vielfalt der verfügbaren Informationsquellen wohl auch nie erfahren hätten. 


Hier ist in einem Kurzabriss die Unterrichtsstunde, die sie in englischer Sprache, moderiert von Simone Vondung und Dietmar Heimann, vor den Schülerinnen und Schülern abhielt.

"Meine Geschichte"

Ich stamme aus einem kleinen Dorf im muslimisch geprägten Süden des Landes. Die Geburt einer Tochter bedeutet hier noch heute für viele Familien eine finanzielle Herausforderung, da die Eltern der "anständigen" und gebildeteren jungen Männer bei der Heirat eine hohe Mitgift erwarten. Ehen werden im Regelfall von den Eltern arrangiert, Liebes-Ehen gibt es allenfalls in den größeren Städten. Die Mädchen werden oft schon kurz nach Erreichen der Geschlechtsreife im Alter ab 14 Jahren zwangsverheiratet.


Hier ein paar Bilder, wie es bei uns aussieht:


Frauen sind also von Geburt an in einer untergeordneten Situation, müssen schon als Kinder hart arbeiten und haben keinerlei Mitspracherecht. Auch meiner Schwester, Nasreen Sheikh, drohte die frühe Zwangsverheiratung und so entschied sie sich, dass Dorf zu verlassen und unserem Bruder nach Kathmandu zu folgen. Dort arbeitete sie mit ihm als Näherin in einer Fabrik, wo sie aufgrund ihres Fleißes und ihres Talentes auffiel. Auch ein ausländischer Reisender wurde auf sie aufmerksam und entschied sich, dieses Kind zu fördern, indem er ihr eine solide Bildung ermöglichte.


Als er die Mittel bereitstellte, ein kleines Geschäft mit einer Handarbeitswerkstatt zu eröffnen, zog ich nach und half meiner Schwester. Nach und nach lernte ich zusätzlich zu den handwerklichen Fähigkeiten auch Rechnen und Schreiben und die englische Sprache, gemeinsam gründeten wir die Non-Profit-Firma Local Women's Handicrafts und konnten 6 Frauen anstellen.


Heute hat die Firma 72 Angestellte, allesamt Frauen aus prekären Verhältnissen. Die Frauen werden ausgebildet und anständig bezahlt, die Arbeitsbedingungen sind für nepalische Verhältnisse einzigartig gut. Nasreen lebt mittlerweile den Großteil des Jahres in den USA, wo sie für den Absatz unserer Produkte sorgt, ich selbst leite alleine unser Unternehmen in Kathmandu.


So sieht es bei Local Women's Handicrafts aus:


Die Situation der Frauen in Nepal

"Die Situation der Mädchen und Frauen in Nepal ist vielerorts ähnlich wie in meinem Heimatdorf. Sie müssen oft hart arbeiten, kümmern sich um Haushalt und Kinder und haben daher meist kein eigenes Einkommen, auch eine Folge des durchschnittlich geringeren Bildungsgrades gegenüber den Männern. Wenn dann noch ein - leider nicht seltenes - Alkoholproblem der Ehemänner hinzu kommt, wird die Lage der Frauen schnell äußerst prekär."

Zu all dem kommt noch ein weiteres Problem hinzu: Frauen gelten während ihrer Regelblutung als unrein. Was das zur Folge hat, steht im nächsten Kapitel.



Chhaupadi - Menstruationstabus und deren Folgen


"Es gibt in Nepal keinen Aufklärungsunterricht, die Mädchen sind mit Einsetzen der ersten Blutung völlig alleine gelassen, viele verzweifeln regelrecht, weil sie fürchten, sie hätten Krebs. Über Menstruation spricht man nicht, selbst die Mütter geben ihren Töchtern nur wenig Hinweise. Selbst wenn sie nicht aktiv vom gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt werden, haben viele Mädchen den Eindruck, sie müssten sich verstecken und gehen deshalb auch nicht zur Schule.


Diese Ausgrenzung gipfelt in der - trotz gesetzlichen Verbotes - noch immer weit verbreiteten Praxis des Chhaupadi. Frauen werden gezwungen, während ihrer Menstruation das Haus zu verlassen und weit abseits in armseligen Hütten zu übernachten. Sanitäre Einrichtungen gibt es nicht, die Frauen können keinerlei Monatshygiene betreiben und sind zudem oft Opfer von Schlangenbissen und dem Angriff von Raubtieren. Selbst Vergewaltigungen sind keine Seltenheit." 


Beispiel einer Menstruationshütte:


"Mit Local Women's Handicrafts und dem Sanitary Pad Projekt kämpfen wir für eine Verbesserung der Lage der Mädchen und Frauen in Nepal und die Verdrängung der Tradition des Chhaupadi."


Sahin Pravin bei der Vorstellung der Sanitary Pads, den wiederverwendbaren Hygienesets aus der Produktion von Local Women's Handicrafts.

"Goethe hilft mit e.V." unterstützt das Sanitary Pad Projekt seit mehreren Jahren. Auf zahlreichen Seiten, u.a. hier und hier finden Sie alle Informationen zu diesem Projekt und den diesbezüglichen Aktivitäten von "Goethe hilft mit e.V".


Schon an dieser Stelle bitten wir darum, die Arbeit von Sahin Pravin mit einer Spende zu unterstützen.


Spendenkonto
Empfänger: „Goethe hilft mit e.V.“
IBAN:           DE91 5095 0068 0002 1073 81
BIC:             HELADEF1B EN
Betreff:       
Nepal


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Zur Person von Sahin Pravin:

Die junge Frau stammt aus dem muslimisch geprägten Süden des Landes und ist vor ca. 10 Jahren mit ihrer älteren Schwester Nasreen aus ihrem Dorf in die Hauptstadt Kathmandu geflüchtet, um einer Zwangsverheiratung zu entgehen. Mit großem Engagement haben sich die beiden talentierten jungen Frauen nach und nach emporgearbeitet und eine eigene Firma, Local Women's Handicrafts, aufgebaut. In diesem Unternehmen arbeiten Frauen aus prekären Lebensverhältnissen unter guten Bedingungen und zu fairen Löhnen.

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